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  • AutorenbildLuca Kielhauser

Der Frauenfußball gehört supportet – bestmöglich

Aktualisiert: 1. Mai 2022

Abb. 1

Vergangene Woche wurde im Camp Nou beim Women’s Champions League Viertelfinalspiel FC Barcelona gegen Real Madrid mit einer Zuschauerzahl von 91.553 ein neuer Weltrekord aufgestellt. Noch nie zuvor haben so viele Menschen ein Frauenfußballspiel live miterlebt. Diese Steilvorlage möchte ich sehr gerne nutzen, um heute einmal etwas auf den Frauenfußball in Österreich einzugehen.



Frauenfußball in den größten Fußballnationen


England, Deutschland, Spanien und Frankreich – in diesen Ländern genießt der Fußball im Allgemeinen den wohl größten Stellenwert in Europa. Bei den Herren findet man in diesen Ländern die besten Ligen der Welt und die absoluten Topstars der verbreitetsten Sportart des Planeten. Die oben erwähnten vier Länder sind auch das Epizentrum des Frauenfußballs. Dass beispielsweise in London bei einem freundschaftlichen Länderspiel zwischen England und Frankreich das Wembley-Stadium mit über 80.000 Zusehern aus allen Nähten platzt, kann durchaus vorkommen. Bei wichtigen Spielen großer Teams ist das sichtlich auch in Spanien möglich. Die nächste Frauenfußball Europameisterschaft wird heurigen Sommer in England stattfinden, bei der so viele Stadionbesucher erwartet werden wie überhaupt noch nie – die Marke von insgesamt 240.000 Zusehern bei der letzten Europameisterschaft in den Niederlanden wird mit Sicherheit weit überschritten. Das Eröffnungsspiel des Turniers lautet England gegen Österreich – aller Voraussicht nach vor einem ausverkauften Old Trafford, welches eine Kapazität von 75.000 Zuschauern hat.



Frauenfußball in Österreich


Wenn man nun den Blick auf die österreichische Bundesliga der Frauen richtet, stellt man sich durchaus die Frage: „Warum sind die Zuschauerzahlen dermaßen niedrig?“. Der Zuschauerschnitt liegt weit unter jenem der Landesliga der Herren (vor Pandemiebeginn rund 1.000 Zuschauer pro Spiel). Dabei denke ich mir, hätten die großen Vereine wie Sturm Graz, Austria Wien, LASK oder Wacker Innsbruck ja viele verschiedene Möglichkeiten, um die Popularität ihres Frauenteams maßgeblich zu pushen. Mich beschleicht der Eindruck, dass man von Seiten der Verantwortlichen gar nicht wirklich daran denkt. Meine Meinung ist klar: Da muss sich etwas ändern, da muss etwas getan werden! Ich habe mir zu diesem Thema einige Gedanken gemacht, die ich euch nicht vorenthalten möchte.



Das muss gemacht werden


Ich denke zumindest die großen Vereine haben ziemlich viel Potential, Menschenmassen zu bewegen. Was man relativ schnell umsetzten könnte und zu Beginn das A&O wäre, ist eine gute Social Media Präsenz auf Twitter, Instagram, Facebook und YouTube. Hierfür bräuchte man einen eigenen Verantwortlichen, der eng mit der Medienabteilung des Vereins zusammenarbeitet. Denn eines ist essentiell: Die erste Mannschaft der Frauen muss auf den offiziellen Social Media Accounts präsentiert werden und sollte keineswegs über separate Seiten vertreten sein! So werden Follower zwangsläufig auf Erfolge und Fortschritte aufmerksam, was einen Teil davon wiederum dazu verleiten wird, sich ein Spiel anzusehen. Auch in den Vereinsmagazinen sollte das Frauenteam immer öfter eine wesentliche Rolle spielen. Vor wichtigen Spielen wäre es von Vorteil, wenn Pressekonferenzen auf den Vereinsplattformen übertragen werden würden.


Ein aufwändiger aber unweigerlich notwendiger Schritt ist meiner Meinung nach die Neugestaltung der Spieltage. In Österreich findet die Frauen Bundesliga aktuell auf besseren Trainingsplätzen statt. Das muss sich definitiv ändern. Mein Vorschlag ist, dass am Beginn zumindest die Topspiele der Frauen in den Stadien ausgetragen werden. Das schafft ein neues, wesentlich passenderes Ambiente. Diese Änderung alleine wird aber keinen großen Fortschritt einbringen. Entscheidend wäre hierbei, dass die Spiele der Frauen Bundesliga mit jenen der Herren gebündelt werden und unmittelbar davor oder unmittelbar danach am selben Ort stattfinden. Zuseher könnten für einen kleinen Aufpreis von zB € 2,-- das Spiel der Frauenmannschaft sehen. Da ich aufgrund meines Wohnorts regelmäßiger Stadionbesucher bei Sturm Graz bin, möchte ich hierfür die Blackys als Beispiel hernehmen.


Angenommen das Männerteam spielt an einem Samstag um 14:30 gegen den LASK:

Bereits zwei Wochen im Voraus wird bei den Pressekonferenzen sowie auf Social Media, vom Stadionsprecher und im Vereinsmagazin im großen Stile bekanntgegeben, dass im Anschluss um (z.B.) 17:30 das Frauenteam ein Ligaspiel im Stadion austrägt und man für einen kleinen Aufpreis dieses ebenso miterleben kann. Kinder müssen keinen Aufpreis bezahlen! Wenn wir davon ausgehen, dass beim vorangegangenen Spiel 12.000 Zuseher vor Ort sind, darf man bei diesem Angebot durchaus annehmen, dass 3.000-6.000 Leute im Stadion bleiben, um das darauffolgende Spiel zu sehen. Das wäre die 20- bis 40fache Besucherzahl im Verhältnis zu einem normalen Ligaspiel der Frauen Bundesliga. Auch einen organisierten Support aus der Fankurve würde ich bei einem solch gut vermarkteten Event nicht ausschließen. Regelmäßige Stadiongeher wissen, dass sowieso hunderte Leute zwei, drei Stunden vor und nach Spielen bei einem Bier vor dem Stadion beisammen stehen. Wenn das bei Topspielen der Frauen Bundesliga immer wieder so gehandhabt wird und später alle Spiele auf diese Art und Weise stattfinden, bin ich davon überzeugt, dass man eine nachhaltige und merkbare Besserung bewirken kann. Und um ehrlich zu sein… Ich glaube, das ist der einzig mögliche Weg, welcher ans Ziel führt.


Wichtig ist in erster Linie, Leute darauf aufmerksam zu machen. Anschließend muss es das Ziel sein, einen erheblichen Teil von ihnen unkompliziert zu ermöglichen, ein Spiel live zu sehen. Erst nach oftmaliger Wiederholung kann man davon ausgehen, dass durch diese „Neuentdeckung“ Leute immer wieder zu Spielen des Frauenteams gehen und „Fan“ werden.


Der Aufwand ist für die einzelnen Vereine vorhanden - auch in finanzieller Hinsicht. Aber das kann und soll durchaus als Investition gesehen werden.


Und da gäbe es noch etwas, was ich an dieser Stelle einfach erwähnen muss:

So gering entwickelt das Umfeld der Frauenteams von den Großklubs Sturm Graz, Austria Wien, LASK und Wacker Innsbruck auch ist - Diese Vereine sind immerhin im Frauenfußball vertreten! Unfassbar ist der diesbezügliche Status quo der selbsternannten "größten" Vereine des Landes Rapid Wien und Red Bull Salzburg. In Wahrheit ist es ein Schandfleck in der Vereinsentwicklung der beiden etablierten Klubs, bis zum heutigen Tage noch keine eigene Frauenmannschaft auf die Beine gestellt zu haben. Wir schreiben das Jahr 2022! In meinen Augen ist das ein kleiner Skandal!



Entschärfte Gegenargumente


„Für ein Ticket der Frauenbundesliga-Spiele sollte man nicht weniger bezahlen als für jene der Männer“:

Auf lange Zeit ist das die absolut richtige Einstellung. Dennoch ist es meiner Meinung nach am Beginn essentiell, die Preise so niedrig wie möglich anzusetzen, um die maximale Anzahl von Leuten zum Stadionbesuch zu bewegen. Quasi nach dem Motto: „Oh, dann lasse ich mir das aber nicht entgehen“. Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass der Frauenfußball noch kaum einen Platz in der kollektiven Wahrnehmung der Öffentlichkeit hat.


„Der Aufwand ist für die Vereine zu teuer“:

Das sehe ich eher nicht so. Die investierte Zeit, Arbeit und das investierte Geld dienen zum Aufbau eines großen Teils des ganzen Vereins und somit der eigenen Marke. Sobald der Frauenfußball durch diese Aktionen ein höheres Standing hat und Zuschauerzahlen im mittleren vierstelligen Bereich angelangt sind, werden sich diese Investitionen auf Dauer mit Sicherheit rentieren. Außerdem können nach und nach die Ticketpreise leicht erhöht werden. Der Verein steht am Ende wesentlich breiter aufgestellt da und würde durch seine revolutionären Taten, auch im Sinne der Gleichberechtigung, in diesem Bereich ein außerordentlich gutes Image am gesamten Kontinent entwickeln können. Eines ist klar: Auf Dauer könnte der Verein und auch die Kampfmannschaft der Männer stark davon profitieren.


 

Was denkt ihr über diese Gedankengänge? Stimmt ihr mir zu oder meint ihr, dass das ein ziemlicher Quatsch ist? Ich würde mich sehr über eine angeregte und respektvolle Diskussion in der Kommentarsektion freuen!


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